Karriere
Open Minded Office
Laut einer Studie des Verbands Büro-, Sitz- und Objektmöbel (BSO) erhofften sich bereits 2011 mehr als 40 Prozent der befragten Büroarbeiter eine Anpassung der Office-Gestaltung an ihre Bedürfnisse. Knapp 18 Prozent der Unternehmen reagierten damals sofort, 13 Prozent hatten zumindest konkrete Pläne, das zu tun. Open-Space- oder Großraumbüros machten vor drei Jahren nur fünf Prozent der Büros am deutschen Gesamtmarkt aus. Aber selbst Unternehmen in Österreich beginnen nun langsam, dem Trend zu folgen. Nach den Vorreitern Microsoft und Samsung definiert auch das Technologie-Unternehmen Kapsch das Konzept des Arbeitens neu.
Schreibtischwüste ade!
Diese Art der Büros spart nicht nur Platz, sondern kann zudem kreative Prozesse fördern. Denn Großraumbüros sind heutzutage keine Schreibtischwüsten mehr – viel mehr bestehen sie aus sinnvoll eingeteilten Arbeitsflächen für unterschiedliche Nutzungen. Hier kann man sich ungestört unterhalten, dort ebenso ungestört arbeiten. Und ganz woanders findet man Zeit und Raum für einen gepflegten Gedankenaustausch unter Kollegen. Das hilft vor allem dann, wenn man in erster Linie als Team arbeitet und die jeweiligen Tätigkeitsbereiche ineinander übergehen.
Halbe Arbeit – halber Schreibtisch
Doch wie fördert man Kreativität? Eben mit allem, was das Großraumbüro an Vorteilen mit sich bringt. Die Kommunikation läuft wie am Schnürchen: Wem man nicht direkt gegenübersitzt, erreicht man mit wenigen Schritten. Will man kurz etwas besprechen, zieht man sich in dafür vorgesehene Zonen zurück, ist dabei konzentriert und teamorientiert. Schließlich können die einzelnen Arbeitsplätze auch von mehreren Personen geteilt werden – vor allem dann, wenn die Arbeit vorwiegend am Laptop oder PC erfolgt.
Geliebte Intimsphäre
Die Schattenseiten eines Großraumbüros sind die, die man aus Filmen wie „Wolf of Wall Street“ kennt. Wenn viele am Telefon hängen, kann es laut werden, das ständige Hin und Her bringt Unruhe in die kleine Arbeitswelt. Außerdem braucht ein Unternehmen dafür besonders große Flächen; schließlich muss neben den beiden, teilweise dreireihig möblierten Büroflächen entlang der Fassade eine zusätzliche Mittelzone nebst Fluren eingeplant werden. Claudia Pichler von BAR, Expertin für Büroräume in Wien, meint dazu: „Viele der neuen Bürobauten werden so geplant, dass sie auch für Großraumbüros infrage kommen könnten. In Wien sind zum Beispiel einige Büros im neuen Westbahnhofkomplex für solche Konzepte geeignet. Bis zu 300m² können dort am Stück gemietet werden.“ Natürlich orientiert sich die Größe des Büros dabei an den Bedürfnissen der Mieter – ein kleines Start-Up benötigt somit weitaus weniger Fläche als größere, bereits etablierte Unternehmen. Und auch die Finanzierung muss bedacht werden: Im Westbahnhofkomplex müssen Unternehmer rund 16€/m² inkl. Betriebskosten auf den Tisch legen.
Wuzzler trifft Hängematte
Das Konzept von „New Work“ setzt sich trotzdem immer mehr durch. Denn dank ortsunabhängiger Arbeitsmittel wie Laptop, Smartphone und Tablet-PCs ist eine Dauerpräsenz im Unternehmen nicht mehr zwingend nötig. Arbeiten geprägt von hierarchischen Anweisungen ist der Zielvereinbarung und der Ergebniskontrolle gewichen. Wie man das bewältigt, ist – Vertrauen vorausgesetzt – dem Arbeitnehmer selbst überlassen. Deshalb versteht man unter „New Work“ verschiedene Büroarten wie das non territoriale Büro einerseits und Open-Space-Konzepte andererseits. Ohne ein „Get together“ kommt man trotzdem nicht aus – hier spielt das neue Arbeiten räumlich seine Trumpfkarten aus. Denn diese Räume sind das Herzstück jedes modernen Großraumbüros. Man trifft sich in so genannten kooperativen Räumen oder Flächen, schafft solche für Menschen, die nur selten ins Haus kommen und reserviert weitere für Menschen, die konzentriert denken und arbeiten wollen. Auch sogenannte „Telephone boxes” sind beliebt, da sie mit entsprechender Schalldämmung ausgestattet sind und dadurch einigermaßen ungestörte Gespräche erlauben, ohne Mitarbeiter zu stören. Nicht fehlen dürfen im Übrigen Kaffeeküchen, Lounges oder Entspannungs- und Ruheräume, wahlweise mit Wuzzler oder Hängematte.
Österreich macht mit
Viele Unternehmen gibt es in Österreich noch nicht, die sich an dem Konzept orientieren. Dennoch gibt es einige Vorreiter: 2013 wurde ein Open-Space-Büro von Kapsch kreiert. Das Technologie-Unternehmen gestaltete in einem Stockwerk mit 950 Quadratmetern und für knapp 60 Mitarbeiter ein Open-Space-Büro. Die Kommunikationsinseln heißen dort „Think Tanks reloaded“. An den Wänden hängen Pflanzen und auch gerne Nachrichten an die Kollegen – die Wände sind nämlich mit Tafellack bestrichen.
Auch das neue Headquarter von Microsoft in Österreich betreibt ein Büro der Zukunft. Das Raumangebot erstreckt sich von entspannenden Zen-Oasen bis zur urigen Stube mit Ledersessel. Und wer die Stiege nur aufwärts benutzen will, darf vom zweiten in den ersten Stock eine Stahlrutsche nutzen. Ein weiteres Beispiel: Samsung. Seit Dezember 2012 arbeitet man im Wiener Galaxy Tower „open minded“. Auf der mittleren, 750 Quadratmeter großen Etage wurde eine zentrale Kommunikationsebene mit Meeting- und Rückzugsräumen in unterschiedlichen Ausstattungen geschaffen. Hier kommen die Produkte im Showroom zur Geltung. Für Mitarbeiter und Kunden finden sich eine Cafeteria, Lounges sowie verschiedene Ruhe- und Rückzugsräume – inklusive „Playground“. So kann Arbeit Spaß machen!
Via: Büros in Wien BAR, Bilder via Kapsch
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