Auszeit
Farbenfroh, fernab des Karnevals
Rio de Janeiro definiert sich mehr als jede andere Stadt über den alljährlich stattfindenden Karneval, währenddessen die Metropole international Aufmerksamkeit auf sich zieht. Abseits dieses Ereignisses sind es vor allem Rios günstige Lage an der Küste, die legendäre, doch bereits etwas heruntergekommene Copacabana, der Zuckerhut und die Christusstatue, die jährlich zahlreiche Besucherinnen und Besucher in die Stadt ziehen.
Dass jedoch auch die fernab der Strände liegenden Stadtteile Rios und die Zeit außerhalb des Karnevals ihren Reiz haben, ist nicht hinlänglich bekannt. So sind zum Beispiel das traditionelle Centro, das noble Santa Teresa und das lebhafte Lapa auffallend mannigfaltig und bunt. Hier scheint keine Fläche und kein Terrain ungenutzt zu bleiben.
Allerorts finden sich Wandgemälde, Graffitis und reich verzierte Fassaden. Das Areal, das Künstlerinnen und Künstlern an diesem Ort zur Verfügung steht, scheint bei weitem größer zu sein, als anderswo. Viel Raum für ein besonders großes Projekt steht dabei dem chilenischen Künstler Jorge Selarón seit dem Jahr 1990 zur Verfügung.
Selarón arbeitet seit nunmehr 21 Jahren an der Escadaria Selarón, jener Treppe die die beiden Stadtteile Santa Teresa und Lapa verbindet. Die 250 Stufen sind mit über 2000 Fliesen aus 125 Ländern verziert und wechseln ihr Erscheinungsbild ständig. Hat der Künstler einen Teil der Treppe fertig gestellt, beginnt er sie anderswo erneut umzugestalten.
Auf diese Weise verändert jener Teil Rios immer wieder sein Gesicht. So hat unter den Kunstschaffenden, Metropolen, Ländern und Kultfiguren, die auf den von Selarón eingesetzten Fliesen zu sehen sind, auch Österreich mit Mozart und Haydn seinen Platz gefunden.
Bilder: Sandra Sonnleitner