So einfach
Weg mit der Waage
Wir geben Zahlen zu viel Macht. Wie viel Geld haben wir am Konto? Wie alt sind wir? Wie groß ist unsere Wohnung? Wie viele Kilometer laufen wir und in welcher Zeit? Wie viele Sexualpartner hatten wir? Wie viel wiegen wir? Zahlen dürfen uns nicht definieren, vor allem nicht die Zahl auf der Waage.
Es gibt viele Gründe abzunehmen. Gesundheitliche, optische, sportliche. Aber Zahlen gehören nicht dazu. Weder die Kilo die wir wiegen, noch unser BMI. Zehn Personen mit dem selben Gewicht oder dem gleichen BMI, können komplett unterschiedliche Körper haben. Zugegeben, am Gerücht der „schweren Knochen“ ist nicht viel dran. Die Knochen eines Erwachsenen wiegen durchschnittlich 12 – 15 Kilo, wobei die Knochenmasse um maximal 10% schwanken kann. Somit hat das Gewicht der Knochen fast nie eine Auswirkung von über 2kg auf das Körpergewicht. Es gibt aber andere Faktoren, die einen höheren Einfluss haben. Variationen in Muskelmasse, Körperfettanteil und Wassereinlagerungen, verändern das Körpergewicht und machen es somit als Indikator für die Gesundheit eines Körpers unzuverlässig. Wer sich im eigenen Körper wohlfühlt und keine gewichtsbedingten gesundheitlichen Beschwerden hat, sollte also auf keinen Fall nur wegen ein paar Kilos auf der Waage abnehmen wollen.
Wenn es aber andere Gründe gibt, die einen zum Abnehmen bewegen, ist das trotzdem noch lange kein Grund, die Waage heranzuziehen. Denn auch für den „Gewichtsverlust“ ist die Waage erst aussagekräftig genug, wenn man viel abgenommen hat. Was wir meinen, wenn wir Gewicht verlieren wollen, ist eigentlich Fett zu verlieren. Oft bauen wir gleichzeitig Muskeln auf, weil wir vermehrt Sport treiben. Wir senken also unseren Körperfettanteil, bauen aber gleichzeitig Muskeln auf und ärgern uns dann, dass sich trotz der Mühe auf der Waage kaum eine Veränderung zeigt. Davon lassen wir uns oft demotivieren oder stürzen uns deshalb in ungesunde Diäten. Schluss damit! Werfen wir die Waage weg.
Es gibt viel bessere Wege, seine Abnehmfortschritte zu messen. Diese nennt man auch „Non-Scale-Victories“ also Erfolge abseits der Waage. Körperfettmessungen beispielsweise, zeigen einem, ob man wirklich an Fett verloren hat. Leider gibt es kaum eine Methode die regelmäßig durchführbar und trotzdem ganz genau ist. Das spielt aber gar nicht wirklich eine Rolle, denn was zählt ist der Fortschritt. Solange man bei der selben Methode bleibt, sieht man den Fortschritt auch bei leicht abweichenden Messungen. Durchführen kann man KFA-Messungen oft auf speziellen Waagen in Apotheken, oder mit Körperfettzangen, die es um ein paar Euro zu kaufen gibt.
Weil es für viele beim Abnehmen vor allem um das Körpergefühl geht, gibt es aber noch leichtere Methoden die eigenen Fortschritte im Auge zu behalten. Mit einem Maßband, kann man den Körperumfang an unterschiedlichen Stellen messen, die Werte aufschreiben und nach ein paar Wochen überprüfen. Dabei sollte man sich aber nicht allzu große Unterschiede erwarten! Wichtig ist auch, Fotos zu machen, in enger Kleidung oder Badekleidung. Am eigenen Körper merkt man einen Fettverlust kaum, denn man sieht sich jeden Tag und die Veränderung passiert nicht über Nacht. Fotos zu vergleichen kann einem dabei helfen die Unterschiede deutlicher zu sehen. Genauso hilfreich ist auch Kleidung. Wählen Sie sich Zielkleidung aus, die Ihnen nicht passt oder nicht gut sitzt und setzen Sie sich als Ziel, sich darin wohlzufühlen. Dann überprüfen Sie Ihre Fortschritte, indem Sie die Kleidung alle paar Wochen anprobieren, solange, bis sie richtig sitzt!
Derartige Wege die Abnehmfortschritte zu messen sind viel aussagekräftiger, motivierender und wichtiger als die Zahl auf der Waage. Lassen Sie sich nicht mehr durch eine Zahl definieren, lassen Sie sich nicht mehr dadurch kontrollieren und machen Sie sich selbst nicht mehr schlecht, weil die Zahl nicht so ist wie sie angeblich sein sollte. Werfen Sie die Waage am besten weg! Und wenn Sie sie brauchen, um Ihren Koffer vor einer Reise zu wiegen oder zum Spaß zu schauen, wie viel ihr Haustier wiegt, dann sperren Sie sie wenigstens weg um sie nicht mehr tagtäglich vor Augen zu haben. Das Leben hat so viel mehr zu bieten als eine Zahl, also weg mit der Waage!
Bilder: flickr/ Caroline Frantz; flickr/ Charlotte Astrid